Samstag, 15. Juni 2013

Die Ostertage in Madisi

Ostern einmal ganz anders erleben, viel intensiver. Mit ein paar liturgischen Schönheitsfehlern ;)

Palmsonntag
die Prozession zur Kirche
Der Palmsonntagsgottesdienst hat auch hier draußen begonnen, allerdings nicht an der Kirche, sondern ungefähr einen Kilometer entfernt auf einem Fußballplatz. Die Sonne knallte und alle haben richtig geschwitzt als das Evangelium gelesen wurde und die echten Palmzweige gesegnet wurden. Diese lagen auf einem großen Haufen auf dem Platz und wurden mit Weihwasser gesegnet, dann wurde der Haufen umgedreht, damit auch die unten liegenden Palmzweige Weihwasser abbekamen.  Die Palmzweige wurden verteilt und die Prozession begann, die, je näher wir der Kirche kamen, immer länger wurde. Einige Menschen standen auch am Straßenrand, haben zugesehen wie wir tanzend, singend und Palmwedel schwenkend zur Kirche gezogen sind. Es war ein unglaubliches Gefühl mit so vielen, ihre Freude richtig zum Ausdruck bringenden Menschen, von denen so gut wie jeder seinen Palmzweig geschwenkt hat, bei starker Sonneneinstrahlung und ein bisschen Gedränge diese Prozession zu gehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es damals in Jerusalem ähnlich war. 

Gründonnerstag
Fußwaschung
Um sechs Uhr abends, als es schon fast ganz dunkel draußen war, begann die Gründonnerstagabendmesse. Zum Gloria wurde geschellt und das Keyboard hat gespielt. Allerdings ist es nach dem Gloria nicht verstummt. J Ich habe hier zum ersten Mal eine Fußwaschung miterlebt. Zwölf Männern, die sich auf die Stufe vor dem Altar gesetzt haben, hat der Priester die Füße gewaschen, ein wirklich starkes Zeichen dafür, dass Jesus uns an der Gemeinschaft mit ihm teilhaben lässt. Nach dem Gottesdienst wurde das Allerheiligste in eine Seitenkapelle der Kirche gebracht und es fand eine Anbetung statt. Von drei Gemeinden war jeweils eine kurze Anbetung vorbereitet und jeder der wollte konnte daran teilnehmen. Für mich war die Anbetung zu sehr gefüllt mit Liedern und Texten, für persönliche Gebete in Stille war leider fast kein Raum.

Karfreitag
Gegen acht Uhr morgens sind Christina und ich mit Kopfbedeckung, eingeschmiert mit Sonnenmilch und einer Tasche voller Wasser und Traubenzucker aufgebrochen um an dem Kreuzweg teilzunehmen. Dieser hat ca. 10km von Madisi entfernt an einer Kirche begonnen. Dort wurde die Leidensgeschichte Jesu bis zur Auflegung des Kreuzes nachgespielt.  Als Jesus das Kreuz aufgelegt wurde, sind wir losgegangen. Auf dem Weg haben wir Lieder gesungen und sind 14 Mal angehalten um uns an die Kreuzwegstationen zu erinnern. An den Stationen wurde nachgespielt, was passiert ist, dann haben sich alle hingekniet und wir haben gebetet. Nach den ersten Stationen war mir nach dem Knien echt schwindelig und ich war mir nicht sicher, ob ich bis zum Ende durchhalten würde. Doch mit der Zeit wurde es immer besser, als hätte sich mein Körper an Anstrengung gewöhnt.
auf dem Weg zu einer der letzten Kreuzwegstationen
Schön war es, dass viele Freunde und Bekannte mitgegangen sind, die mir stets ein Lächeln geschenkt haben, wenn wir gerade neben ihnen gegangen sind. Das, und mein Wille es durchzuhalten haben mir Kraft gegeben und mich immer weiter gehen lassen, bis zur letzten Kreuzwegstation, die wir um halb drei an der Kirche in Madisi erreichten. Nach einer kurzen Pause zu Hause, in der es hieß zu trinken und sich möglichst vom Staub zu befreien, sind wir um drei zur Leidensandacht in die Kirche gegangen. Das Keyboard hat gespielt und ich habe mich, der Stimmung in der Kirche nach, nicht so gefühlt, als wäre Jesus gerade gestorben. Doch das müde Gefühl in den Beinen, der pochende Kopf und das Lesen der Passion haben mich wissen und spüren lassen, dass Jesus für uns gelitten und gestorben ist. Bei der Kreuzverehrung ging es leider Schlag auf Schlag. Ich habe es gerade geschafft mich hinzuknien und zu verneigen, da hat der Kirchenschweizer schon in die Hände geklatscht zum Zeichen, dass die nächsten „dran waren“.

Karsamstag und die Osternacht
Nachdem wir unsere letzten Einkäufe erledigt hatten, haben wir 30 Eier gekocht und diese angemalt. Wofür?, das kommt erst später. J
Christinas und meine Osterkerze
Da es hier schon wesentlich früher dunkel wird, hat auch die Osternacht früher angefangen. Um sechs Uhr standen wir mit unserem Choroutfit und dem Chor und der Gemeinde vor der Kirche. Die Osterkerze wurde mit dem Feuer des gesegneten Osterfeuers entzündet und alle sind hinter ihr in die Kirche eingezogen. Leider wurde die Stille und das Andächtige dieser Nacht durch das Drängeln und Schnattern der einziehenden Gemeindemitglieder gestört, es schien das Wichtigste zu sein einen guten Sitzplatz zu bekommen. Während des Exsultets haben Frauen und Mädchen in zwei Kreisen um die die Osterkerze gestanden und getanzt. Die in dem einen Kreis hatten Kerzen in den Händen, die im anderen Kreis Blütenblätter. Abwechselnd sind die mit den Kerzen zur Osterkerze getanzt und haben die Kerzen dabei in die Höhe gehalten, und dann sind die mit den Blütenblättern zur Osterkerze getanzt und haben die Blütenblätter geworfen. Es war ein wunderschönes Bild!
Zum ersten Lied ging das Licht an und das Keyboard hat  gespielt…das Gloria hatte dadurch für mich nicht mehr etwas so Besonderes, Feierliches, Erfüllendes. Außerdem war es das gleiche Gloria wie jeden Sonntag. Doch die folgenden Lieder wurden immer fröhlicher, ansteckender und in mir hat sich die Osterfreude immer wieder ausgebreitet.
Das Wasser, das geweiht wurde, stand in 4 Eimern am Altar und wurde vom Priester durch ein, ins Wasser gezeichnete Kreuz, geweiht. Danach ist er mit einem Messdiener und einem Eimer durch die Kirche gegangen und hat die Gemeinde damit gesegnet.
Als Christina und ich aus der Kirche nach draußen gegangen sind, waren wir beide ganz erfüllt von der Freude über die Auferstehung Jesu.

Ostersonntag

unsere Osternester
Am Nachmittag sind wir mit kleinen Osternestern als „Osterhasen“ durch Madisi gelaufen und haben sie an unsere engsten Freunde verschenkt. Alle haben sich unglaublich gefreut, haben sich bedankt und uns zum Abschied gesagt: „Gott segne euch!“ Ich finde es richtig schön, dass die Menschen sich hier so über eine kleine Aufmerksamkeit freuen. Da macht das Beschenken noch viel mehr Freude! Am Abend bekam ich sogar noch eine Dank-SMS mit den Worten „You made my day.“