Sonntag, 30. September 2012

Madisi - Heimat für ein Jahr


Moni onse! – Hallo alle miteinander!

Seit drei Wochen bin ich nun in Madisi, dem Ort der für mich ein Jahr lang zuhause sein wird!
Den freien Sonntag nutze ich heute um euch von diesen ersten Wochen zu berichten:

Angekommen sind wir hier am Freitagabend. Nach einem Begrüßungsessen bei den Schwestern und dem Koffer auspacken bin ich hundemüde ins Bett gefallen.
Am nächsten Morgen konnten Christina und ich es nicht erwarten Madisi genauer zu erkunden. Auf dem schon recht großen Markt und in den Läden an der Hauptstraße haben wir uns für die ersten Wochen eingedeckt.
Auf unserem Weg vom Freiwilligenhaus zum Markt gehen wir zuerst am Krankenhaus vorbei, in dem ich arbeite, dann erreichen wir die St. Francis Primary School in der Christina arbeitet. Fast gegenüber ist die Kirche, in der wir jeden Sonntag den Gottesdienst mitfeiern. Ein paar Schritte weiter ist der Fußballplatz, auf dem jeden Sonntag eine Partie läuft. Ein paar mehr Schritte weiter sind die Post, Frisöre, Schneider, die ersten Verkaufsstände. Hat man diese erreicht ist man auch an der Hauptstraße angekommen.

Der Gottesdienst hier in Madisi wird auch wie der in Ludzi immer von einem Chor begleitet. Noten lesen muss man hier allerdings nicht können um mitzusingen. Dafür braucht man ein gutes Gehör und ein Gespür für die Musik um Töne zu finden, die einen harmonischen Klang ergeben. Der Gesang ist unglaublich mitreißend, Christinas uns mein Entschluss in dem Chor mitsingen zu wollen steht festJ!


Fast jeden Morgen stehe ich um 6 Uhr auf, husche unter die Dusche und hoffe darauf, dass Wasser kommt und wenn welches kommt, dass sich noch ein kleinbisschen warmes dazu mischt. Ist das der Fall kann ich unter dem Wasser stehen bleiben, ist es allerdings ganz kalt, dann muss ich immer wieder unter dem Wasser weg hüpfenJ. Ihr habt richtig gelesen, wenn Wasser kommt – nicht oft, aber immer wieder kommt es vor, dass wir kein Wasser haben. Für den Fall haben wir einen 100l fassenden Behälter voll Wasser im Haus stehen.
Nach dem ersten Wachwerden unter der Dusche werden wir durch die Bitterkeit des Malaria-Prophylaxe-Tees durchgeschüttelt und sind vollständig wach! Wir frühstücken  Weißbrot - etwas luftigeres Toast – von dem man leider nicht merklich satt wird. Irgendwann nach einem gefühlten halben Brot höre ich auf zu futtern.

Um halb acht beginnt mein Tag im Krankenhaus. Die erste halbe Stunde ist „Morning-Essembly“, hier wird gesungen, gebetet und aus der Bibel gelesen. Danach geht es zur Morgenbesprechung, die in der Regel auch eine halbe Stunde dauert. Hier wird von der Nacht berichtet und es werden anliegende Themen kurz besprochen. Ist diese vorbei geht es für mich auf die Station, für die erste Zeit arbeite ich auf der Kinderstation. Im Moment ist das gesamte Krankenhaus ziemlich leer, weshalb nicht so viel zu tun ist.
Haupteingang des Krankenhauses
Meine Tätigkeiten sind: Beim Putzen helfen, Betten machen, Medikamente und andere Dinge von der Apotheke holen, den Schwestern und Ärzten zuhören und zuschauen, überall dort mithelfen, wo eine zweite Hand gebraucht wird und wenn gar nichts los ist, mit Angestellten Chichewa lernen.
Um zwölf beginnt meine Mittagspause. Das Mittagessen holen wir uns immer von den Schwestern, so ist danach noch Zeit für einen kleinen Mittagsschlaf, bevor es um zwei wieder ins Krankenhaus geht. Um fünf habe ich Feierabend, also noch eine Stunde bevor es dunkel wird. In dieser Zeit kaufen wir an den Ständen, die kurz hinter der Schule sind, Brot und Tomaten ein, bewundern den Sonnenuntergang, haben Chichewa-Unterricht oder ruhen uns zu Hause aus.
Auch hier ist der Strom meist auf Knopfdruck um sechs Uhr weg und kommt gegen viertel vor neun wieder. Häufig hat er aber auch morgens schon keine Lust uns zu beehren.
Die häufigen Stromausfälle sind der Grund dafür, dass wir manchmal kein Wasser haben: Die Pumpe, die das Wasser in die Leitungen pumpt, funktioniert elektrisch.
Am Sonntag- und  Mittwochabend nehmen wir an der Anbetung und dem Abendgebet der Schwestern teil - für mich eine Zeit zum Beten, zur Ruhe kommen und Nachdenken - und essen danach gemeinsam zu Abend.
Die anderen Abende sind wir zu Hause und schreiben nach dem Essen Tagebuch oder Post, erzählen, lesen – oder waschen. Einen Abend haben wir bisher von Hand gewaschen: Danach konnte ich nur noch mit zitternden Händen schreiben und war total kaputt. Ich hab nicht gedacht, dass diese Arbeit so anstrengend ist!
Regelmäßig bekommen wir abends Besuch von Kakerlaken, die wir allerdings nicht eingeladen haben – auf die unterschiedlichsten Weisen finden sie ihren Weg wieder nach draußen.

Das Stillverhalten der Frauen hier ist anders als wir es aus Deutschland gewohnt sind: Egal wo sie sich gerade befinden stillen sie ihre Babs. Ob in der Kirche, auf der Straße, während eines Gespräches.
Eine ganz komische Erfahrung für mich eher kleinen Menschen ist es, dass es hier einige Männer gibt, die noch kleiner sind als ich! Das hätte ich nie gedacht, ich komme mir so riesig vor, ein sehr ungewohntes Gefühl!

Der Müll wird hier, genauso wie in Ludzi verbrannt. Der Müll der unterwegs anfällt wird scheinbar einfach in die Straßengräben geworfen. Für mich, die ich Mülltrennung und Mülleimer kenne ist das etwas Befremdliches. Die Malawier haben allerdings nie etwas anderes gesehen oder gelernt.

An einem Samstag sind wir nach Lilongwe gefahren. Die Lehrer hatten Christina gesagt, dass der Big-Bus (sicherer und schneller als die üblichen Minibusse) gegen acht am Trading-Center abfährt. Also sind wir um diese Zeit dorthin gelaufen. Sämtliche Minibusse wollten uns mitnehmen und haben mit allen Mitteln versucht uns dazu zu bringen einzusteigen: Einer hat uns erzählt der Big-Bus fahre samstags erst um elf. Für unser Beharren und Warten wurden wir aber belohnt: Um kurz nach halb neun kam tatsächlich der ersehnte Big-Bus und wir haben uns wie Schneekönige gefreut! Leider war der Bus schon sehr voll, sodass wir mit Stehplätzen vorlieb nehmen mussten. Nach 1,5h Landschaft bewundern waren wir da, mussten aber noch mit einem Minibus weiter zu den gewünschten Geschäften. Zum Glück hat uns beim Minibusfinden ein netter Malawier geholfen. Dann waren wir da, im sehr europäisch wirkenden Teil Lilongwes. Eine Besonderheit war es hier nicht mehr einen Weißen zu sehen, das tat mir mal echt gut! Die Schwester von jedem Taxifahrer war ich dann doch - hier wird man sehr häufig mit: „Hey Sister!“ gerufen.
Zu allererst haben wir eingekauft – das war ja auch der Hauptgrund für unsere Reise. Danach gab es Mittagessen, einen Besuch des Touristen-Marktes (sehr anstrengend, weil jeder will, dass man sich seine Sachen anschaut „looking is free!“ und dann natürlich doch kauft) und die Suche nach einem Internet-Stick, den uns aber leider keiner mehr verkaufen konnte.
Der Rückweg erfolgte auf dem gleichen Weg wie der Hinweg, allerdings sitzend. Der Preis dafür war eine Wartezeit von 2h bis der Bus ganz voll war und wir losfahren konnten.
Warten hieß sich Gürtelschnallen, Eier, Mützen, Ladekabel, Türschlösser, Lollies…am Fenster anbieten zu lassen, das Ganze untermahlt von Reggae-Tönen der Black Missionaries, der bekanntesten Band Malawies. (bei den Lollies konnten wir nicht nein sagenJ)
Voll hieß: Koffer, die zu groß waren, um von alleine im Gepäckfach zu halten, wurden mit Seilen am Dach fest gebunden, der Bus hat 25 Stehplätze, Tiere dürfen mit.
Völlig erschöpft, aber gut sind wir, vor kompletter Dunkelheit, nach 1,5h Busfahrt und 20min vollgepacktem Fußmarsch, wieder zu Haus angekommen.
Ein aufregender, anstrengender Tag, der mir dennoch gut getan hat, war vorbei. Es war angenehm mal nicht immer „Azungu“ gerufen zu werden, viele andere Weiße zu sehen, europäisches Leben zu schnuppern.

Taufe in Madisi
Ein weiteres großes Ereignis war der Gottesdienst unter freiem Himmel am letzten Sonntag: Um die 200 Frauen und Männer wurden getauft und gefirmt. Die Taufen liefen hier ganz anders ab als bei uns: Das Taufwasser wurde in mehreren Eimern nach vorne gebracht und dort geweiht. Dann haben sich die drei Priester um den Altar verteilt und die 200 Täuflinge haben sich quasi angestellt um getauft zu werden. Jeder hatte einen Zettel mit seinem Namen in der Hand, dieser wurde bei einem Katecheten abgegeben, der dem Priester dann den Namen zugerufen hat. Dieser hat dann mit einer Tasse Wasser aus dem Eimer geschöpft und dem Täufling drei Mal (im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes) ins Gesicht geschüttet. Dementsprechend viel Wasser wurde gebraucht, dementsprechend nass waren Täuflinge und Boden.







Genießt die letzten Sonnenstrahlen in Deutschland, bevor es draußen ungemütlich wird und auch ihr die Abende mit Kerzenschein verbringt.

Viele liebe Grüße
Tionana!
eure Frieda :)

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