Donnerstag, 12. September 2013

Abschied


Mitte Juli haben Khili und ich das erste Mal „Auf Wiedersehen“ gesagt. Die Kinder in der Schule wurden in die Ferien verabschiedet und wir sahen sie alle zusammen das letzte Mal. Alle Klassen hatten etwas für uns vorbereitet, einen Tanz, ein Lied, ein kleines Theaterstück.
Es war berührend, was sie für uns auf die Beine gestellt haben und doch kam es bei mir noch nicht richtig an, dass das Jahr, mein Jahr in Madisi vorbei war.
Von uns bekam jede(r) Schüler(in) einen der heiß begehrten Sweeties.

Eine Woche später sagte ich meinen Freunden aus dem Krankenhaus „Auf Wiedersehen“. Zusammen mit zwei Freunden aus dem Krankenhaus hatte ich eine kleine Party organisiert. Kurz vorher hatte ich echt Bammel, das sie ein kompletter Reinfall werden würde, doch ich wurde vom Gegenteil überzeugt. Meiner Rede wurde gelauscht und auch die Bitte, auf der Malawiflagge zu unterschreiben, kamen alle nach. Das Essen schmeckte und die Musik war gut und die Stimmung demnach auch :)






Kurz vor unserem Abflug gab es eine klasse Abschiedsfeier von den Schwestern und deren Angestellten. Die Lehrer hatten ein Theaterstück vorbereitet, die Küchenfrauen lecker gekocht, die Schwestern alles geplant… hier realisierte ich richtig, dass es wirklich zu Ende ist, das Jahr in Madisi. Ich war gerührt von den lieben Gesten der Anwesenden und konnte die Tränen nicht ganz zurückhalten.

Im Krankenhaus sagte ich am letzten Tag „Auf Wiedersehen“. Ich hatte für alle Stationen Bilder ausgedruckt, die sogleich aufgehängt wurden. Die Krankenschwester der OPD sang ein Abschiedslied für mich und nahm mich in den Arm. Ich war überwältigt von der Herzlichkeit und Nähe, die sie mir entgegen brachte und bin ihr so dankbar für alles, was sie für mich getan hat.

Der Abschied von meinen Freunden fiel mir nicht leicht, denn ich weiß nicht, wann ich sie wieder sehen kann. Doch die letzten Stunden mit ihnen zusammen zu verbringen, alles noch einmal aufsaugen zu können tat mir richtig gut, freute mich und ließ mich lächelnd gehen – nicht für immer.

Am letzten Abend waren wir noch einmal bei den Schwestern zum Essen eingeladen. Wir haben zusammen gelacht, erzählt und die vorerst letzten gemeinsamen Stunden genossen. Ich bin ihnen so dankbar, dass sie mir dieses Jahr ermöglicht haben und immer da waren.

Urlaub


Montagmorgen, 4Uhr aufstehen, duschen, Sachen packen, auf die Cabasa, in den Minibus und nach Lilongwe. So bin ich in meine zwei Wochen Urlaub gestartet.
der Markt
In Lilongwe haben Anne, Anna-Michelle, Katrin, Hanka und ich uns getroffen und sind zusammen nach Blantyre gefahren. Hanka machte sich schon am nächsten Morgen auf den Weg zum Mulanje während wir vier uns Blantyre genauer ansahen. Die Stadt liegt wunderschön, sie ist sauberer als Lilongwe, es gibt Mülleimer (!) und wesentlich weniger Weiße. Der Boden des Marktes ist zum größten Teil betoniert, sodass es nicht so staubig ist wie in Lilongwe.
St. Micheals ans All Angels Church
Das Wahrzeichen der Stadt ist die „St. Michaels and All Angels Church“, die sehr zentral gelegen ist und 1891 erbaut wurde, eine Kirche in der Bauart habe ich in Malawi zuvor nicht gesehen.
Auch in das größte Stadion Malawis konnten wir einen Blick werfen und sogar die letzten Minuten eines Spiels miterleben.
Für mich war es echt klasse in das Queen Elisabeth Central Hospital hinein schauen zu können. Die Pflegedienstleiterin der Ambulanz zeigte uns ihre Station und erklärte uns einige Abläufe. Das Krankenhaus ist zwar nicht auf deutschen Standards, aber ich war positiv überrascht. Es ist sauber, steril, sortiert, organisiert und es schien alles da zu sein. Auf ein Wiedersehen, hoffentlich.

Likhubula Pool
Von Blantyre aus ging es weiter zum Mulanje. Nach einer langen Cabasafahrt und der Organisation der Tour kamen wir an unserer Lodge an, legten das Gepäck ab und machten uns auf den Weg zu den Likhubula Pools, die ganz in der Nähe waren.
Aussicht während der Wanderung
Am nächsten Morgen ging es früh los. Der Aufstieg war ganz schön anstrengend und gefühlt die Hälfte des Weges sind wir geklettert und nicht gegangen. Die Luft war angenehm und die Landschaft einfach nur schön. Nach unserer zweiten Pause liefen wir durch ein Waldstück, in dem uns der Duft von Zedern in die Nasen wehte. Eigentlich darf eine Mulanjezeder nur geschlagen werden, wenn die Regierung zugestimmt hat, doch das ist nicht die Realität. Das Holz wird zum Feuern genutzt und einige Kunsthandwerker stellen ihre Werke daraus her.
auf dem Peak!
Weiter ging es zum Chilemba-Peak, zwischendurch hab ich echt daran gedacht stehen zu bleiben und auf die anderen zu warten, aber irgendwie stand ich irgendwann auch auf dem Gipfel, in den Wolken. Es war still, kalt, einsam und herrlich. Wir lagen einfach nur da und hörten nichts und um uns herum war es weiß.
Nach einer guten Stunde kamen wir an der Lichenya-Hütte an, haben gekocht und uns gewaschen und uns dann in die Schlafsäcke gemummelt. Es wurde richtig kalt in der Nacht, so gefroren habe ich lange nicht mehr!
in der doch eher kühlen Hütte
Der Abstieg war längst nicht mehr so anstrengend, doch mussten wir und echt konzentrieren und aufpassen wo wir unsere Füße hinsetzten.



Eine wunderschöne, willkommene Abkühlung stellten die „Dziwa wa Nkalamba-Wasserfälle“ dar. Der Pool war sehr erfrischend, das Wasser tat richtig weh auf der Haut, gelohnt hat es sich aber trotzdem!
Erschöpft, aber stolz und glücklich kamen wir zurück zu unserer Lodge und machten uns nach einer kurzen Pause daran unsere Wäsche zu waschen, während diese draußen trocknete machten wir uns auf den Weg ins Dorf um dort zu Abend zu essen. Der Restaurantbesitzer war richtig nervös als wir fragten, ob wir bei ihnen essen könnten. Er stimmte zu und seine Frau kochte uns ein köstliches Essen: Nsima mit Rührei, grünem Gemüse und Tomaten. 


Am nächsten Morgen liefen wir zur Straße an der ein Bigbus vorbei fahren sollte – das tat er. Vorbeifahren. Also doch wieder auf die Cabasa und dann in den Minibus. In Limbe fuhren Anne und ich weiter nach Liwonde, um dort eine Bootssafari zu machen. An diesem Abend hörten wir Hippos im Shire-River prusten und auf der Safari sahen wir sie dann auch, sogar ein Hippo-Baby. Doch Elefanten in freier Wildbahn zu sehen freute mich noch mehr. Die Krokodile fand ich eher langweilig. :D

ein Baobab
Leider leben in diesem Nationalpark sehr viele Elefanten, sodass es Platzprobleme gibt und die Elefanten viele Bäume umstoßen und recht aggressiv sind.
Da die Menschen aus den Dörfern im Fluss ihre Sachen waschen, Wasser holen und Fische fangen, kommt es immer wieder zu tödlichen Aufeinandertreffen von Tier und Mensch, vor allem am Ufer. Jedes Jahr sterben um die 20 Menschen durch Hippos, Elefanten und Krokodile.



Blick aufs Cape
kleine Sonnen
Am gleichen Abend trafen wir Anna-Michelle und Katrin am Cape Maclear wieder. Dort entspannten wir noch ein paar Tage, schwammen im erfrischenden See, trommelten mit Malawiern am Strand und genossen das leckere Essen an den Straßenständen und die vielen begeisterten Kinder um uns herum.
Trommelstunde

Dann ging es wieder ins Projekt – ich freute mich riesig darauf, zwei Wochen sind ganz schön lang. Der Urlaub war klasse und unvergesslich und tat einfach gut, aber: Das Leben in Madisi, unter bekannten Gesichtern und meinen Freunden und der Arbeit im Krankenhaus ist 1000mal besser.
Auf der Reise war ich so froh nicht nur Tourist zu sein, sondern hier zu leben und so auch auf der Reise Dinge sehen, lernen, erfahren konnte, die für einen Touristen unerreichbar sind.





Mittwoch, 11. September 2013

Volleyball und ein Ausflug zum Berg



An manchen Abenden sind Christina und ich mit ihrem Volleyball losgezogen, haben mal mit Jungs in unserem Alter gespielt, mal mit Kindern und es hat echt Spaß gemacht. Die Kleinen haben sich die größte Mühe gegeben den Ball in der Luft zu halten, doch irgendwann rollte er über den Boden und wurde zum Fußball umfunktioniert. Und wir mussten schmunzeln.
Beim Volleyball spielen mit den Älteren habe ich gemerkt, dass es gut ist, sich einfach zu trauen den Ball anzunehmen ;-) denn es klappt.




kurze Pause zwischen lauter lächelnden Gesichtern

 Im Juli gab es wieder einen Feiertag und Khili und ich sind zusammen mit einem Freund zu dem nahe gelegenen Berg gefahren und  - auf dem Gipfel angekommen. Einen Wanderweg, so wie ich es aus Deutschland gewohnt war, gab es nicht. Den Weg musste man sich selbst suchen.
Das erste Stück waren wir umringt von Kindern allen Alters, die sich bestens auskannten und flink die glatten Felswände hinaufkletterten. Als es dann immer höher ging, waren es nur noch etwas ältere Jungs, die uns begleiteten und uns den besten Weg zeigten und uns immer ein ganz schönes Stück voraus waren. Eine bessere Kondition als ich hatten sie auf alle Fälle. ;-)
Es tat gut sich mal wieder richtig zu bewegen und zu verausgaben und die Aussicht von oben war echt klasse.
Doch: hätten wir die Kinder nicht um uns herum gehabt, wäre der Ausflug nur halb so schön gewesen!

OPD (Out – patient – department)


der Behandlungsraum

Die letzten Wochen in Madisi habe ich in der Ambulanz gearbeitet. Hier wurden die Patienten von dem medizinischen Personal untersucht und die weitere Behandlung geplant, im Behandlungszimmer wurden Wunden versorgt, in einem anderen Raum bekamen die Kinder von den Eltern unter Anleitung der Krankenschwester die Erstdosis der Medikamente und den Patienten, denen eine Spritze verordnet worden war, wurde geholfen.
Ich habe Temperatur und Blutdruck der Patienten gemessen, bevor diese von den Medical Assistants untersucht wurden, habe Patienten zu weiteren Untersuchungen oder auf die Stationen begleitet, war bei Wundversorgungen dabei und habe diese auch selbst versorgt, und habe Spritzen gegeben.
Für mich war dieser Bereich sehr interessant, weil ich viel vom Alltag des medizinischen Personals mitbekommen habe.

die drei Attendants der OPD und ich

 Wenn ich neben den Patienten auf der Wartebank saß und ihre Vitalzeichen gemessen habe, kam ich recht schnell mit ihnen ins Gespräch, so erzählte mir eine Patientin von ihrer Arbeit mit Waisen, eine andere freute sich, dass ich sie begleitete und fragte mich, wie ich Erdnüsse denn am liebsten äße: Als sie das nächste Mal kam, hatte sie eine Tüte für mich dabei! Eine unglaublich liebe Frau.

An einem Mittwochnachmittag habe ich an einem Workshop teilgenommen, indem uns vermittelt wurde, wie man Babys, die nach der Geburt nicht anfangen zu atmen, richtig versorgt. Ich war richtig froh hingegangen zu sein, die Leiterin hat es echt gut gemacht!



Fronleichnam



Für einen Tag im Juni war es heute unglaublich warm. Der feierliche Fronleichnamsgottesdienst sollte um 8.30Uhr draußen auf dem Platz neben der Kirche beginnen, die Verantwortlichen fanden allerdings, dass noch nicht genug Gemeindemitglieder da sein um anzufangen und vermeldeten: Der Gottesdienst beginnt um 9Uhr.
Es gab Tanzmädchen, Weihrauch, feierlichen Chorgesang, und alle drei Priester haben das Hochamt mitgefeiert. 


Während der anschließenden Prozession wurden laut fröhliche Lieder gesungen, alle haben sich halb tanzend, halb gehend fortbewegt (und dabei Unmengen Staub aufgewirbelt). Die Mädchen hatten Blütenblätter in Körben mit und warfen diese immer wieder vor den Priester mit dem Allerheiligsten.
Es war eine festliche, fröhliche, anstrengende Prozession nach der wir gegen 15Uhr zurück waren.


So viele Katholiken sind mitgegangen, haben damit gezeigt, dass sie zur Gemeinde dazugehören. Und es war so schön umringt von anderen Gläubigen an dieser Prozession teilzunehmen.