Moni onse! – Hallo alle miteinander!
Seit drei Wochen bin ich nun in Madisi, dem Ort der für mich ein Jahr
lang zuhause sein wird!
Den freien Sonntag nutze ich heute um euch von diesen ersten Wochen zu
berichten:
Angekommen sind wir hier am Freitagabend. Nach einem Begrüßungsessen
bei den Schwestern und dem Koffer auspacken bin ich hundemüde ins Bett
gefallen.
Am nächsten Morgen konnten Christina und ich es nicht erwarten Madisi
genauer zu erkunden. Auf dem schon recht großen Markt und in den Läden an der
Hauptstraße haben wir uns für die ersten Wochen eingedeckt.
Auf unserem Weg vom Freiwilligenhaus zum Markt gehen wir zuerst am
Krankenhaus vorbei, in dem ich arbeite, dann erreichen wir die St. Francis
Primary School in der Christina arbeitet. Fast gegenüber ist die Kirche, in der
wir jeden Sonntag den Gottesdienst mitfeiern. Ein paar Schritte weiter ist der
Fußballplatz, auf dem jeden Sonntag eine Partie läuft. Ein paar mehr Schritte
weiter sind die Post, Frisöre, Schneider, die ersten Verkaufsstände. Hat man
diese erreicht ist man auch an der Hauptstraße angekommen.
Der Gottesdienst hier in Madisi wird auch wie der in Ludzi immer von
einem Chor begleitet. Noten lesen muss man hier allerdings nicht können um
mitzusingen. Dafür braucht man ein gutes Gehör und ein Gespür für die Musik um
Töne zu finden, die einen harmonischen Klang ergeben. Der Gesang ist
unglaublich mitreißend, Christinas uns mein Entschluss in dem Chor mitsingen zu
wollen steht festJ!
Fast jeden Morgen stehe ich um 6 Uhr auf, husche unter die Dusche und
hoffe darauf, dass Wasser kommt und wenn welches kommt, dass sich noch ein
kleinbisschen warmes dazu mischt. Ist das der Fall kann ich unter dem Wasser
stehen bleiben, ist es allerdings ganz kalt, dann muss ich immer wieder unter
dem Wasser weg hüpfenJ.
Ihr habt richtig gelesen, wenn Wasser kommt – nicht oft, aber immer wieder
kommt es vor, dass wir kein Wasser haben. Für den Fall haben wir einen 100l
fassenden Behälter voll Wasser im Haus stehen.
Nach dem ersten Wachwerden unter der Dusche werden wir durch die
Bitterkeit des Malaria-Prophylaxe-Tees durchgeschüttelt und sind vollständig
wach! Wir frühstücken Weißbrot - etwas
luftigeres Toast – von dem man leider nicht merklich satt wird. Irgendwann nach
einem gefühlten halben Brot höre ich auf zu futtern.
Um halb acht beginnt mein Tag im Krankenhaus. Die erste halbe Stunde
ist „Morning-Essembly“, hier wird gesungen, gebetet und aus der Bibel gelesen.
Danach geht es zur Morgenbesprechung, die in der Regel auch eine halbe Stunde
dauert. Hier wird von der Nacht berichtet und es werden anliegende Themen kurz
besprochen. Ist diese vorbei geht es für mich auf die Station, für die erste
Zeit arbeite ich auf der Kinderstation. Im Moment ist das gesamte Krankenhaus
ziemlich leer, weshalb nicht so viel zu tun ist.
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Haupteingang des Krankenhauses |
Meine Tätigkeiten sind: Beim Putzen helfen, Betten machen, Medikamente
und andere Dinge von der Apotheke holen, den Schwestern und Ärzten zuhören und
zuschauen, überall dort mithelfen, wo eine zweite Hand gebraucht wird und wenn
gar nichts los ist, mit Angestellten Chichewa lernen.
Um zwölf beginnt meine Mittagspause. Das Mittagessen holen wir uns
immer von den Schwestern, so ist danach noch Zeit für einen kleinen
Mittagsschlaf, bevor es um zwei wieder ins Krankenhaus geht. Um fünf habe ich Feierabend,
also noch eine Stunde bevor es dunkel wird. In dieser Zeit kaufen wir an den
Ständen, die kurz hinter der Schule sind, Brot und Tomaten ein, bewundern den
Sonnenuntergang, haben Chichewa-Unterricht oder ruhen uns zu Hause aus.
Auch hier ist der Strom meist auf Knopfdruck um sechs Uhr weg und kommt
gegen viertel vor neun wieder. Häufig hat er aber auch morgens schon keine Lust
uns zu beehren.
Die häufigen Stromausfälle sind der Grund dafür, dass wir manchmal kein
Wasser haben: Die Pumpe, die das Wasser in die Leitungen pumpt, funktioniert
elektrisch.
Am Sonntag- und Mittwochabend
nehmen wir an der Anbetung und dem Abendgebet der Schwestern teil - für mich
eine Zeit zum Beten, zur Ruhe kommen und Nachdenken - und essen danach
gemeinsam zu Abend.
Die anderen Abende sind wir zu Hause und schreiben nach dem Essen
Tagebuch oder Post, erzählen, lesen – oder waschen. Einen Abend haben wir
bisher von Hand gewaschen: Danach konnte ich nur noch mit zitternden Händen
schreiben und war total kaputt. Ich hab nicht gedacht, dass diese Arbeit so
anstrengend ist!
Regelmäßig bekommen wir abends Besuch von Kakerlaken, die wir
allerdings nicht eingeladen haben – auf die unterschiedlichsten Weisen finden
sie ihren Weg wieder nach draußen.
Das Stillverhalten der Frauen hier ist anders als wir es aus
Deutschland gewohnt sind: Egal wo sie sich gerade befinden stillen sie ihre
Babs. Ob in der Kirche, auf der Straße, während eines Gespräches.
Eine ganz komische Erfahrung für mich eher kleinen Menschen ist es,
dass es hier einige Männer gibt, die noch kleiner sind als ich! Das hätte ich
nie gedacht, ich komme mir so riesig vor, ein sehr ungewohntes Gefühl!
Der Müll wird hier, genauso wie in Ludzi verbrannt. Der Müll der
unterwegs anfällt wird scheinbar einfach in die Straßengräben geworfen. Für
mich, die ich Mülltrennung und Mülleimer kenne ist das etwas Befremdliches. Die
Malawier haben allerdings nie etwas anderes gesehen oder gelernt.
An einem Samstag sind wir nach Lilongwe gefahren. Die Lehrer hatten
Christina gesagt, dass der Big-Bus (sicherer und schneller als die üblichen
Minibusse) gegen acht am Trading-Center abfährt. Also sind wir um diese Zeit
dorthin gelaufen. Sämtliche Minibusse wollten uns mitnehmen und haben mit allen
Mitteln versucht uns dazu zu bringen einzusteigen: Einer hat uns erzählt der
Big-Bus fahre samstags erst um elf. Für unser Beharren und Warten wurden wir
aber belohnt: Um kurz nach halb neun kam tatsächlich der ersehnte Big-Bus und
wir haben uns wie Schneekönige gefreut! Leider war der Bus schon sehr voll,
sodass wir mit Stehplätzen vorlieb nehmen mussten. Nach 1,5h Landschaft
bewundern waren wir da, mussten aber noch mit einem Minibus weiter zu den
gewünschten Geschäften. Zum Glück hat uns beim Minibusfinden ein netter
Malawier geholfen. Dann waren wir da, im sehr europäisch wirkenden Teil
Lilongwes. Eine Besonderheit war es hier nicht mehr einen Weißen zu sehen, das
tat mir mal echt gut! Die Schwester von jedem Taxifahrer war ich dann doch -
hier wird man sehr häufig mit: „Hey Sister!“ gerufen.
Zu allererst haben wir eingekauft – das war ja auch der Hauptgrund für
unsere Reise. Danach gab es Mittagessen, einen Besuch des Touristen-Marktes
(sehr anstrengend, weil jeder will, dass man sich seine Sachen anschaut
„looking is free!“ und dann natürlich doch kauft) und die Suche nach einem
Internet-Stick, den uns aber leider keiner mehr verkaufen konnte.
Der Rückweg erfolgte auf dem gleichen Weg wie der Hinweg, allerdings
sitzend. Der Preis dafür war eine Wartezeit von 2h bis der Bus ganz voll war
und wir losfahren konnten.
Warten hieß sich Gürtelschnallen, Eier, Mützen, Ladekabel,
Türschlösser, Lollies…am Fenster anbieten zu lassen, das Ganze untermahlt von
Reggae-Tönen der Black Missionaries, der bekanntesten Band Malawies. (bei den
Lollies konnten wir nicht nein sagenJ)
Voll hieß: Koffer, die zu groß waren, um von alleine im Gepäckfach zu
halten, wurden mit Seilen am Dach fest gebunden, der Bus hat 25 Stehplätze,
Tiere dürfen mit.
Völlig erschöpft, aber gut sind wir, vor kompletter Dunkelheit, nach 1,5h
Busfahrt und 20min vollgepacktem Fußmarsch, wieder zu Haus angekommen.
Ein aufregender, anstrengender Tag, der mir dennoch gut getan hat, war
vorbei. Es war angenehm mal nicht immer „Azungu“ gerufen zu werden, viele
andere Weiße zu sehen, europäisches Leben zu schnuppern.
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Taufe in Madisi |
Ein weiteres großes Ereignis war der Gottesdienst unter freiem Himmel
am letzten Sonntag: Um die 200 Frauen und Männer wurden getauft und gefirmt.
Die Taufen liefen hier ganz anders ab als bei uns: Das Taufwasser wurde in
mehreren Eimern nach vorne gebracht und dort geweiht. Dann haben sich die drei
Priester um den Altar verteilt und die 200 Täuflinge haben sich quasi
angestellt um getauft zu werden. Jeder hatte einen Zettel mit seinem Namen in
der Hand, dieser wurde bei einem Katecheten abgegeben, der dem Priester dann
den Namen zugerufen hat. Dieser hat dann mit einer Tasse Wasser aus dem Eimer
geschöpft und dem Täufling drei Mal (im Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes) ins Gesicht geschüttet. Dementsprechend viel Wasser wurde
gebraucht, dementsprechend nass waren Täuflinge und Boden.
Genießt die letzten Sonnenstrahlen in Deutschland, bevor es draußen
ungemütlich wird und auch ihr die Abende mit Kerzenschein verbringt.
Viele liebe Grüße
Tionana!
eure Frieda :)